Das Nordportal

von Meister H W (Hans Witten) 1504/1505 vier Figuren, vollendet von Franz Maidburg 1525
 

Nordportal Das ursprünglich an der als Schauseite ausgeführten Nordseite der Kirche um das Hauptportal angeordnete Kunstwerk hat daher seinen Namen. Seines schlechten Erhaltungszustandes wegen mußte es 1973 von seinem alten Standort abgenommen und ins Innere der Kirche versetzt werden. Seitdem befindet es sich an der Südseite des Langhauses.
 
 
Es ist aus ornamentalem Astwerk gebildet und über 11 m hoch. Durch seine Größe und den umfangreichen plastischen Schmuck stellte es die Dominante der Nordseite der Kirche dar. Dem Portal liegt ein religiöses Bildungsprogramm zugrunde: in ihm wird die Welterlösung dargestellt. Es erstreckt sich über drei Ebenen, die durch Astwerkrahmungen begrenzt werden.
Die obere Ebene: Sie stellt die göttliche Ebene dar und bildet die Gruppe der Dreieinigkeit. Gott=Vater auf dem Thron sitzend, hält vor sich den gekreuzigten Gott=Sohn; auf dem Kreuz steht mit ausgebreiteten Flügeln die Taube, Symbol Gottes des heil. Geistes. Darüber und daneben, teils stehend, teils schwebend musizierende anbetende Engel.
Die mittlere Ebene: Sie stellt die Verbindung zwischen weltlicher und göttlicher Ebene dar und zeigt die Heiligen. In der Mitte Maria mit dem Jesuskind, mit einer von  zwei Engeln getragenen Krone geschmückt. Maria ist die Patronin der Klosterkirche. Ihr zur Seite stehen die beiden Figuren Johannes der Evangelist (rechts) und Johannes der Täufer (links, mit Lamm). An den Außenseiten stehen die beiden Ordensheiligen, links der heilige Benedikt, rechts Scholastika
Die untere Ebene: Sie stellt die weltliche Ebene dar. Die Löwengestalten versinnbildlichen den Wächterdienst vor dem Heiligtum. Darüber die Gründer des Klosters Kaiser Lothar und seine Frau Richenza sowie die beiden letzten Äbte Heinrich von Schleinitz und Hilarius von Rehburg. Im Türbogen Eva auf einem Baumstumpf, ihr gegenüber der Satan. Unter dem Spruchband halten zwei Engel die Erdkugel als Gegenstand der Erlösung in den Händen.
Das Spruchband über den die Weltkugel tragenden Engeln ist dreiteilig und war ehemals vergoldet. Die Inschrift des Mittelstückes in lateinischer Mönchsschrift lautet übersetzt:
 " Im Jahre des Herrn 1525 ist das Bauwerk an diesem Gotteshaus angefangen und zu Ende geführt worden durch den sehr ehrwürdigen Herrn Hilarius von Rehburg, Abt und Archidiakon dieses Klosters, im dritten Jahr seines Amtierens"